Die Skisaison fing diesmal für mich recht spät an. Dafür konnte ich mit Andreas aber einen vierten Mann für unser Team begeistern!
Anfang Februar ging es mit ihm und einer Sturmwarnung mal wieder auf den Fichtelberg. Als Plan B packten wir unsere Gaskocher samt Trekking-Nahrung ein, die wir uns ggf. bei einer Wanderung im Tal einverleiben wollten. Der Windgott Aiolos war uns jedoch milde gestimmt und mit angepasster Wegwahl fanden wir auch mit Ski den Weg auf den Gipfel. Oben angekommen kochten wir mit unseren Gaskochern einen leckeren Gipfelschmaus 🙂.
Da Tobias und mir im letzten Jahr ein "richtiger" Gipfel verwehrt blieb, wollte Tobias und natürlich auch ich dieses Jahr in die vollen gehen! Wir suchten nach geeigneten Gebieten in den Alpen:
- in Deutschland (aufgrund von Corona könnte es Einreisebeschränkungen geben),
- kurzer Anfahrtsweg (nur 3 volle Tage Vorort),
- und natürlich für unsere Erfahrung & Fähigkeiten angemessen.
Fündig wurden wir im Ammergebirge mit unserer Home-Base in Oberammergau. Doch vor Abfahrt sollten wir nochmal zittern: wenig Schnee, Plusgrade in der Wettervorhersage und 3 Sturmtiefs zogen über das Land! Glück im Unglück, die Sturmtiefs wirbelten die Wettervorhersage ordentlich durcheinander und so bekamen wir zumindest noch ausreichend Schnee. Dies bestätigte uns auf der Anreise auch Andreas, der gerade zu dieser Zeit mit seiner Familie nebenan im Allgäu war. Da wir uns hier ins absolute Neuland begaben, planten wir streng nach der 3x3-Filterregel und der (zuvor bestellten) DAV SnowCard unsere Touren. Über 10 (un-)mögliche hatten wir uns bereits in Leipzig herausgesucht und mit einem Steckbrief samt GPX-Datei aufbereitet. In Oberammergau konnten wir dann unter Berücksichtigung der Wettervorhersage und des Lawinenlageberichts die geeignetste auswählen.
Die erste Tour mit einer LWS 1 bis 2 führte sprichwörtlich von unserer Terrasse auf den Am Zahn mit 1570m. Anfangs recht gemütlich auf einen Wanderweg bis zur Kolbensattelhütte, die leider aufgrund der Windstärke noch geschlossen hatte. Dort ging es dann die letzten Höhenmeter ins freie Gelände. Kurz unterhalb des Gipfels bzw. der Scharte gestand ich mir ein, dass es für mein "Spitzkehrenkönnen" doch etwas zu steil ist und entschied mich abzuschnallen. Blöd nur, dass der Skistopper im Steigmodus nicht ausfährt und so passierte beim Ablegen das unausweichliche - der Ski rauschte 'gen Tal 🤦. Da ich dies jetzt nicht ändern konnte, warnte ich Tobias, stieg die restlichen Meter auf und machte erstmal Gipfelrast. Nun kraxelte Tobi an mir vorbei, nur um kurz darauf auf allen Vieren wieder 5m 'gen Tal zu rutschen 😱. Leichte Zweifel, ob wir dem hier doch noch nicht gewachsen waren? Kurze Essenspause und nüchterne Analyse: kein Absturzgelände und ein paar Krüppelkiefern als Fangzaun, alles i.O. und zukünftig etwas bedachter. Ich suchte meinen Ski, wir stiegen ein paar Meter ab, schnallten die Ski unter Füße und dann ging es an die Abfahrt, welche für den ersten Skitag alles andere als einfach war. Nach kurzer Verschnaufpause an der Kolbensattelhütte ging es mit einen kleinen Wettrennen durch das geschlossene Skigebiet talwärts.
Am nächsten Tag entschieden wir uns für den Scheinbergspitz bis zum Skidepot mit 1760m und einer LWS bis 2. Eine schöne Tour, die mich allerdings ein wenig mental forderte 😕. Das Wetter war sehr wechselhaft mit Windböen, Wolken mit Schnee-/Graupelfall und Wetterfenstern mit feinsten blauen Himmel. Desweiteren gab es kein Mobilfunknetz und zu Beginn keine anderen Skitourengeher, d.h. in Notfällen wären wir auf uns allein gestellt. Obwohl ich als Bengel ohne Handy draußen ohne Sorgen herumgeströmert bin, war mir mit dieser Erkenntnis doch recht mulmig. Erst als uns während unserer ersten Pause eine heitere Frauengruppe entgegen kam, diese uns ein paar Infos und Zuspruch gab, stieg meine Zuversicht wieder ... ansonsten wären wir bestimmt spätensten nach einer weiteren Stunde umgekehrt. Mit etwas Hast aufgrund des Wetters erreichten wir laut unseren Plan verfrüht das Skidepot der Scheinbergspitz. Der obere Teil der Abfahrt war einfach traumhaft: Neuschnee und breit genug für weite Schwünge 😎! Die Wegfindung im unteren Teil durch den Wald gestaltete sich Anfangs recht schwierig und wir mussten ein paar mal auf die GPS-Uhr und das Handy schauen.
Die Wettervorhersage für unseren dritten Tag war bescheiden, die Lawinenwarnstufe stieg auf 3 und auch die verfügbaren Touren auf unserer Liste versprachen aufgrund ihrer Süd-Exposition nur Schneemangel. Tobias und ich entschieden uns den nächsten Tag im Skigebiet Garmisch-Classic zuverbringen. Uff, was für ein Kontrast zu den letzten beiden Tagen und den letzten 3 Jahren: Menschen, Schlangestehen mit Maske, Partymusik. Doch bei einer gemütlichen Weißwurst erhaschten wir sogar einen Blick auf die ferne Zugspitze, den höchsten Berg Deutschlands. Als der Untergrund im Laufe des Tages immer mehr einem Slush-Getränk glich, gestanden wir uns ein, dass sich dieser Urlaub leider dem Ende neigt 🙁.
Die Krönung gab es zum Saisonabschluss als wir zu viert - Tobias, Martin, Andreas und ich - den Fichtelberg bestiegen. Vielleicht haben Andreas und ich eine kleine Tradition begonnen, denn auch an diesem Tag köchelten wir auf unseren Gaskochern.
Am Himmelsfahrtswochenende ging es mit Tobias nun zum zweiten Mal in den Wald für einen "Overnighter". Nach einer 15km Umrundung des Kahnsdorfer Sees gab es einen ordentlichen Wolkenbruch und wir suchten bei einem Bier Unterschlupf bei einem Gartenfest. Der Versuchung, uns etwas leckeres vom Grill einzuverleiben, konnten widerstehen, schließlich wollten wir im Lager ja auch etwas köcheln. Trotz des Regens hatten wir einen guten Platz in einem kleinen Birkenwäldchen ... sogar mit Partybeschallung vom Gartenfest und 1a LTE-Empfang 🙂. Doch leider vielen die Temperaturen in den frühen Morgenstunden so sehr, dass ich in meinem alten Schlafsack trotz Embryonalstellung kaum Schlaf gefunden habe. Als am Morgen endlich die Sonne aufging, es merklich wärmer wurde und ich im Land der Träume war, stand ein Spaßvogel neben meiner Hängematte und schaukelte mich grinsend wach 🙁.
Im Sommer ging es dann für 4 Wochen mit dem 9-Euro-Ticket auf Elternzeit. Die erste Tour führte uns nach Hamburg. Dort fand ich in einem Tauschschrank das Buch Indoor-Klettern von Deutscher Alpenverein e.V., welches eine gute Vorbereitung für meinen geplanten Top-Rope-Kletterkurs sein sollte. Die zweite große Tour führte uns mit einigen Zwischenstopps nach Garmisch-Partenkirchen. Dort ging es auf eine gemütliche Familienwanderung von der Alpitzbahn hinunter zur Kreuzeckbahn. Hier zeigte sich leider, dass es sich immer lohnt (auch auf Wanderautobahnen) ein Erste-Hilfe-Set dabei zuhaben: Ein sportliche, ältere Frau rutschte aus, fiel nach hinten und zog sich ein kleine Platzwunde am Hinterkopf zu. Aus der Ferne sah ich, dass zwar einige ihre Hilfe anboten, jedoch alle nur semi-erfolgreich mit Zellstofftaschentüchern herumhandtierten. Zusammen mit meiner Frau haben wir dann einen Druckverband angelegt und nach kurzer Beobachtungspause ging es für alle weiter 👍.
Zum Abschluss der Saison nahm ich im Herbst an einem Top-Rope-Kletterkurs teil und ging darauf auch schon einige Male in die Kletterhalle. Als Vorbeitung für das nächste Jahr erhielt der Weihnachtsmann auch schon den Auftrag für das Buch Outdoor-Klettern von Deutscher Alpenverein e.V.
In diesem Jahr habe ich auch diese interessanten Artikel und Touren erstellt:
- Tourenplanung
- Kartensammlung
- Verhalten in der Natur & Schutzgebieten
- Touren auf alpenvereinaktiv.com
Zusammenfassend war das Jahr 2022 ein voller Erfolg. Aus meinem Masterplan konnte ich erstmals Aktivitäten der Stufe 1, 2 und 3 unternehmen!